Tier des Monats Mai

26.07.2021

Die Dänische Eintagsfliege (Ephemera danica )
Weitere Namen: „Große Eintagsfliege“, „Maifliege“

Mit ihrer zarten, fast durchsichtigen Erscheinung hat die Eintagsfliege so gar nichts gemein mit der Stubenfliege, die im Wohnzimmer ihre Bahnen zieht. Auch mit den kleinen Fruchtfliegen werden sie namentlich gerne mal verwechselt. Wie der Name schon vermuten lässt, lebt die Eintagsfliege nur sehr kurz – doch dafür umso intensiver . Auch wenn das Leben in der Luft nur von kurzer Dauer ist, im Wasser hält es die Larve der Eintagsfliege zwischen einem und drei Jahren aus, je nach Temperatur und Nahrungsangebot des jeweiligen Wohngewässers. Eintagsfliegenarten gibt es in großer Zahl und vor allem das Aussehen der Larven kann sehr unterschiedlich sein.

Corbicula fluminea

Für unser Tier des Monats Mai habe ich die Dänische Eintagsfliege ausgesucht, die passender Weise auch als Maifliege bezeichnet wird. Sie ist in ihrer Familie der Maifliegen (Ephemeridae) die in Deutschland am häufigsten vorkommende von insgesamt vier Arten.
Die Larven der dänischen Eintagsfliege sind gelblich-braun bis grün und haben einen schmalen, zylindrischen Körperbau. Sie werden bis zu 3 cm lang und tragen 3 Schwanzfäden, die bis zu 1 cm lang sein können. Durch die kurzen, robusten Vorderbeine ,die sie als Schaufeln einsetzen und ihre dolchähnlichen Oberkiefer, sind sie wahre „Unterwassermaulwürfe“.
 


Als „Grabetyp“ benötigt die Larve weiches Substrat und bevorzugt daher sandig- schlammige Bereiche am Gewässerboden, in den sie kurze Gänge gräbt. Dabei entstehen je nach Festigkeit des Bodens U-förmige Röhrengänge.

20210521 Dänische Eintagsfliege KopfDie Kopfkapsel ist oval gebaut und kräftig chitinisiert, damit diese beim Graben gut geschützt ist. Die Schwanzfächer am Hinterleib lassen sich sogar spiralig zusammenrollen. Über die zweiästig, gefiederten Kiemen auf der Oberseite des Körpers (Schutz der Kiemen bei den Erdarbeiten) nimmt die Larve Sauerstoff auf. Als „aktiver Filtrierer“ ernährt sich die gefräßige Larve vorwiegend von feinem Material abgestorbener Pflanzen. Dieser wird unter Zuhilfenahme ihrer Mundwerkzeuge aus dem Wasserstrom, der durch ihren Tunnel fließt, herausgefiltert. Aber auch feine fressbare Partikel, die an ihrer Körperbehaarung, vornehmlich an den Beinen, hängen bleiben, werden nicht verschmäht. Die Larve durchläuft bis zu 32 Häutungen in ihren ein bis drei Jahren.

Den Hauptteil ihres Lebens verbringt das Tier also als Larve im Wasser, wie auch viele andere Insekten.

Das erwachsene Insekt (Imago) hat durchsichtige, leicht gefleckte Flügel und ist bis zu 2,5 cm groß, mit einer Flügelspannweite von bis zu 4,5 cm. Damit ist sie ein „Riese“ unter den Eintagsfliegen. Der Hinterleib weist ein typisches schwarzes Muster auf, an denen die Arten unterscheidbar sind. Die Männchen tragen außerdem auffällig lange Schwanzfäden von bis zu 4 cm und haben besonders lange Vorderbeine. Das Weibchen ist insgesamt deutlich größer als das Männchen, hat jedoch kürzere Schwanzfäden (bis 2,5 cm) und nicht so auffällige Vorderbeine.

20210521 Dänische Eintagsfliege ImagoDie Lebensdauer des erwachsenen Insekts beträgt, wie der Name „Eintagsfliege“ schon sagt, nur wenige Tage (ca. 2 bis 4 Tage). In dieser kurzen Zeit geht es ausschließlich um die Fortpflanzung (Paarung und Eiablage). Nahrung nehmen die Tiere nicht mehr auf. Mit eindrucksvollen Flugkünsten kann die dänische Eintagsfliege nicht punkten, da die Flügel weitgehend steif sind. Sie flattern oder nutzen die Flügel, starr wie bei den Tragflächen eines Flugzeugs, zum Gleitflug.

Die Flugzeit liegt je nach Witterung zwischen Mai und September, vorwiegend jedoch im Juni bei trockenem und warmen Wetter. Aus den ausgewachsenen Larven schlüpft zunächst das sogenannte Subimago. Dieses Zwischenstadium ist dem fertigen Insekt schon sehr ähnlich. Allerdings sind die Schwanzfäden deutlich kürzer und die Flügel getrübt. Es gibt bei den Eintagsfliegen also kein Puppenstadium, wie sonst bei den Insekten üblich. Das Subimago unternimmt einen kurzen Flug an einen sicheren Ort in der Ufervegetation, um sich dort nach ein bis zwei Tagen zum fertigen Insekt zu häuten. In der Dämmerung fliegen die paarungsbereiten Männchen in größeren Schwärmen an charakteristischen Landmarken (z.B. Einzelbäume am Ufer) senkrecht auf und ab. Die einzeln fliegenden Weibchen werden von aus dem Schwarm ausbrechenden Männchen ergriffen und sofort begattet. Unmittelbar nach der Begattung sterben die Männchen und die Weibchen beginnen mit der Eiablage. Dazu fliegen sie meist stromaufwärts und tauchen zur portionsweisen Eiablage den Hinterleib in kurzen Abständen ins Wasser. Die Eier werden abgespült und sinken auf den Gewässergrund. Die nach der Eiablage erschöpften Weibchen sterben auf der Wasseroberfläche. An optimalen Gewässerabschnitten kann es im Juni zu einem Massenflug der Eintagsfliegen kommen. Millionen von ihnen fliegen im Schwarm im beleuchteten Brückenbereich von Flüssen und Bächen und können nach der Paarung und Eiablage mit ihrer reinen Biomasse die Straßen zu gefährlichen Rutschbahnen werden lassen. Nicht selten ist dann die Feuerwehr gefragt. In Ungarn beruht die sogenannte „Theißblüte“ auf einem solchen Phänomen. Bei der dort beheimateten und unseren Ephemeraarten sehr ähnlichen Eintagsfliegenart Palingenia longicauda (Theißeintagsfliege oder Große Maifliege), lassen die auf der Wasseroberfläche sterbenden Weibchen das Gewässer wie ein Blütenmeer erscheinen.

Von Fliegenfischern wird die Optik der Eintagsfliegen gern als Köder mit einer Attrappe imitiert, die besonders zum Fang von Forellen geeignet ist.

Im fortwährenden Kreislauf von „Fressen und gefressen werden“ sind erwachsenen Eintagsfliegen eine wichtige Nahrungsquellen für Vögel, Fledermäuse, Lurche und Spinnentiere. Die Larven sind zwar durch ihre Färbung und den Aufenthalt im Sediment gut geschützt, werden jedoch ebenfalls gern von Fischen, größeren Wasserkäfern und Libellenlarven aufgestöbert und verspeist.

Ernsthaft gefährdet ist der Bestand der dänischen Eintagsfliegen bei Gewässerbegradigung und Uferverbau mit Wasserbausteinen. Optimal sind saubere Bäche und Flüsse mit nicht so starken Turbulenzen und klarem, sauerstoffreichem Wasser sowie ausreichendem Uferrandstreifen mit natürlicher Vegetation. Die Larven reagieren empfindlich auf Versauerung und Versalzung. Von Uferentfesselungen und Renaturierungen profitieren sie sehr zügig, sobald die natürlichen, sandig-schlammigen Substrate zugänglich und ausreichend mit Sauerstoff versorgt sind.

Das oben abgebildete, ausgewachsene Tier habe ich übrigens am Vereinsgelände aufgenommen. Wer genau hinschaut, erkennt das Geländer am Schwimm- und Taucheinstieg.

 


Quelle: EG/LV, KL-GB und Presse